Stadt Wilhelmshaven

25. November 2013

Schreiben von OB Andreas Wagner an Minister de Maizière bzgl. Marinemusikkorps Nordsee

Sehr geehrter Herr Minister! Am vergangenen Dienstag verließ die Fregatte „Hessen“ im Rahmen der Mission „Atalanta“ ihren Heimathafen Wilhelmshaven mit Kurs Dschibuti, sie wird am 17. April 2014 zurück erwartet.Bei einer solchen Verabschiedung oder der Heimkehr eines Schiffes nach langem Einsatz ist die Begleitung durch das ebenfalls in Wilhelmshaven beheimatete Marinemusikkorps Nordsee unverzichtbarer Rahmen für das militärische Zeremoniell; die Klänge „unseres“ Musikkorps wirken positiv auf die damit untrennbar verbundenen starken Emotionen. Daneben ist unser Marinemusikkorps wesentlicher Bestandteil der Öffent-lichkeitsarbeit der Teilstreitkraft zur See im Stadtbild unseres größten Standortes.Als Oberbürgermeister dieses größten Marine- und Bundeswehrstandortes in Deutschland ist es mir daher ein großes Anliegen, die geplante Auflösung des Marinemusikkorps Nordsee Ihnen gegenüber zum Thema zu machen. Rund 140 Einsätze pro Jahr in Wilhelmshaven und unmittelbarer Umgebung sprechen für die Verankerung des Marinemusikkorps Nordsee im Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung und sind wichtiger Faktor für das Miteinander der Menschen vor Ort und ihren Mitbürgern in Uniform.Der Blick auf die Landkarte zeigt, dass die Mitglieder der nächsten Musikkorps in Münster (Luftwaffenmusikkorps 3) bzw. Kiel (Marinemusikkorps Ostsee) für jeden Einsatz in Wilhelmshaven jeweils bis zu 10 Stunden An- und Abreise zu bewältigen hätten, und dass aufgrund ihrer Größe in zwei Bussen. Da viele Einsätze abends stattfinden, kämen noch Übernachtungen hinzu. Es wird deutlich, dass bei gleicher Leistung wesentlich höhere Kosten entstehen würden. Angesichts der zu erwartenden Kostendeckelung wären signifikante Leitungsabstriche zu erwarten, die schmerzhafte Einschnitte in der bisher so erfolgreichen Sympathiewerbung bedeuten würden.Mir ist bewusst, dass der Standort Wilhelmshaven durch den begonnenen Strukturwandel der Bundeswehr gestärkt wurde und wird, aber ich frage mich doch, ob die Auflösung des Marinemusikkorps Nordsee die einzige Möglichkeit ist, um die gewünschten Sparziele zu erreichen.Neben den finanziellen Überlegungen kommt eine erhebliche emotionale Komponente zum Tragen. Die Bürgerinnen und Bürger hängen sehr an „ihrem Musikkorps“, es gehört zum Stadtbild wie die grauen Schiffe in der vierten Einfahrt. Die Militärmusik in Wilhelmshaven trägt erheblich zum hervorragenden Image der Bundeswehr in der Bevölkerung bei und leistet damit einen erheblichen Anteil in der Nachwuchsgewinnung für die Marine.Wir hier in der Region haben Erfahrung damit, wie es ist, wenn eine Einheit wie das MUKdo zunächst wegverlegt wird und nach Jahrzehnten mit ganz erheblichem Aufwand wieder neu aufgestellt wird.Ich bitte Sie daher ausdrücklich, die Standortentscheidungen dahin gehend zu konkretisieren, das Marinemusikkorps Nordsee in Wilhelmshaven zu belassen.Alternativ bitte ich Sie, sich Überlegungen hinsichtlich einer möglichen Kompromisslösung, die beispielsweise in einem kleineren, einem anderen Musikkorps zugeordneten Marinemusikzug Wilhelmshaven liegen könnte, zu öffnen und biete ausdrücklich die Hilfe der Stadt Wilhelmshaven bei der Suche nach einem solchen vernünftigen Kompromiss an.Freundliche GrüßeAndreas Wagner
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