Stadt Wilhelmshaven

12. Juni 2023

Kulturentwicklung im Blick

Das Kulturentwicklungskonzept für die Stadt Wilhelmshaven steht kurz vor der Ausschreibung. Anlass genug für den Geschäftsführer der Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH Michael Diers und den Kulturdezernenten und Ersten Stadtrat Armin Schönfelder, sich zu informieren wie andere Städte vergleichbarer Größe das Kulturleben organisieren.

„Eine interessante und spannende Alternative", so Schönfelder, habe man in der ehemals kreisfreien Stadt Witten im südöstlichen Ruhrgebiet gefunden. Witten hat über 95.000 Einwohner*innen und liegt zwischen den Großstädten Bochum, Dortmund und Hagen.

Während sich in Wilhelmshaven das städtische Kulturbüro und die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH, Trägerin der Kunsthalle und des Küstenmuseums, um die kulturellen Belange der Stadt kümmern, hat die Stadt Witten schon frühzeitig einen Transformationsprozess in Gang gesetzt. Die Stadt hat ihre Kultureinrichtungen in eine Anstalt des öffentlichen Rechts, das Kulturforum Witten, zusammengeführt, wie Diers und Schönfelder vor Ort von der Vorständin Jasmin Vogel und dem Wittener Stadtkämmerer Matthias Kleinschmidt erfahren konnten. Am vergangenen Freitag empfingen Vogel und Kleinschmidt die Gäste aus Wilhelmshaven, um ihnen von den Erfahrungen mit dieser Rechtsform zu berichten.

Das frühere Kulturamt in Witten wurde durch einen Ratsbeschluss zunächst in einen Eigenbetrieb umgewandelt und dann 2006 in die neu gegründete Anstalt öffentlichen Rechts übergeleitet. Das Kulturforum Witten umfasst alle relevanten städtischen Kultureinrichtungen. Es besteht aus einem Netzwerk von fünf Kultureinrichtungen. Dazu zählen die Stadtbibliothek und das Märkische Museum, die in einem Gebäude untergebracht sind. Auch das Stadtarchiv, die Musikschule, das Kulturbüro sowie die überregional bekannten Veranstaltungsstätten Saalbau und Haus Witten befinden sich in der Anstalt öffentlichen Rechts.

Die Anstalt öffentlichen Rechts selbst kann Mitarbeiter*innen und Beamt*innen beschäftigten, Eigentümerin von Immobilien sein, hat einen eigenen Haushalt und einen politisch besetzten Verwaltungsrat, vergleichbar dem Kulturausschuss.

Vorständin Vogel, vorher beim „Dortmunder U" angestellt und aufgrund ihrer strategischen Fähigkeiten, Projektkompetenzen und der Entwicklung von Visionen als „Europäische Kulturmanagerin" des Jahres 2021 ausgezeichnet, sieht durchweg Vorteile in der Anstalt öffentlichen Rechts: „Durch die Zusammenlegung wurde die Zusammenarbeit deutlich gestärkt, die Einrichtungen verstehen sich als Teil eines Ganzen", erklärt Vogel. Neue Entwicklungen in der Kultur, aber auch im Veranstaltungsbereich und in der Medienvermittlung könnten mit der Anstalt öffentlichen Rechts viel schneller und ohne große Verwaltungshürden umgesetzt werden. „Der Kreativität wird viel Raum gelassen".

Auch der Kämmerer der Stadt Witten Matthias Kleinschmidt, einer der „Eltern" dieses Modells, hat den damaligen Schritt nicht bereut. „Bei der Bildung haben natürlich auch finanzielle Überlegungen und mögliche Einsparpotentiale eine wichtige Rolle gespielt", will Kleinschmidt nicht verhehlen, aber maßgeblich sei der „fachliche Zugewinn" durch die Zusammenlegung der städtischen Kultureinrichtungen gewesen.

Kulturdezernent Schönfelder ist beeindruckt von diesem Modell. Auch Diers kehrt mit vielen positiven Eindrücken aus Witten zurück: „Wir wollen und müssen den Kulturbetrieb in der Jadestadt für die Zukunft ausrichten". Das Nebeneinander von Kulturbüro und WTF, da sind sich Schönfelder und Diers einig, habe sich nicht bewährt.

„Die Anstalt des öffentlichen Rechts könnte eine Lösung sein", so Schönfelder, „um das Beste aus beiden Welten, der Unabhängigkeit einer GmbH und der Kompetenz der öffentlichen Verwaltung, zusammenzuführen". Diers ergänzt: „Natürlich wollen wir dem Kulturentwicklungskonzept nicht vorgreifen. Aber nun haben wir dank des Besuchs eine Option mehr".

Schönfelder und Diers haben die beiden Wittener zu einem Gegenbesuch nach Wilhelmshaven eingeladen und wollen die Verbindung aufrechterhalten.

Bild: Vorständin Jasmin Vogel, Erster Stadtrat Armin Schönfelder (unten), Geschäftsführer Michael Diers und Stadtkämmerer Michael Kleinschmidt (oben) im Märkischen Museum Witten vor dem Strünkede Grabmal aus dem 16. Jahrhundert.

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