Stadt Wilhelmshaven

04. Mai 2021

Oberbürgermeister appelliert an mehr Sachlichkeit

Mit Sorge betrachtet Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist die immer mehr aufkommende Diskussion um die Frage, wer wie schnell geimpft wird. „Durch den Mangel an Impfstoff entsteht in unserer Gesellschaft ein zunehmender Impfneid. Die Schere zwischen denen, die bereits geimpft sind, und denen, die noch nicht dran sind, wird gefühlt immer größer. Die politischen Debatten in Berlin und Hannover über Lockerungen für Geimpfte befeuern diese Diskussionen zusätzlich." Er äußert großes Verständnis dafür, dass vielen der Impffortschritt nicht schnell genug läuft. Feist hält aber den Vergleich mit anderen Kommunen, die vermeintlich schneller impfen als Wilhelmshaven, für problematisch, da er ein Zerrbild erzeuge. „Schon seit Monaten weisen wir immer wieder darauf hin, dass wir in Wilhelmshaven zu wenig Impfstoff bekommen und der Verteilschlüssel verändert werden sollte. Dass wir in der kommenden Woche beispielsweise nur jeweils 200 Impfdosen für die Erst- und Zweitimpfung bekommen sollen, macht mich regelrecht sprachlos und wütend. Das Sozialministerium hatte vollmundig versprochen, dass das Impftempo anziehen würde – davon merken wir leider nichts."

Der Darstellung, dass einzelne impfberechtigte Berufsgruppen in Wilhelmshaven benachteiligt würden, verwehrt sich der Oberbürgermeister. Er appelliert, mit solchen emotionalen Diskussionen nicht eine gesellschaftliche Spaltung zu befördern. „Die Frage, welche Berufsgruppe es mehr verdient hätte als andere, ist gefährlich – sie führt letztendlich zu Neid und Missgunst. Außerdem ist ein Impfangebot an bestimmte Berufsgruppen nicht etwa Ausdruck von Wertschätzung, keine Anerkennung von Leistung und auch kein Zeichen von Dankbarkeit – sondern eine wissenschaftlich-medizinische Bewertung des Risikos einer möglichen Ansteckung, das in bestimmten Berufsgruppen eben höher ist als in anderen." Feist betont ausdrücklich: „Wertschätzung, Anerkennung und Dankbarkeit haben alle Berufsgruppen verdient, egal wann sie geimpft werden. Letztendlich hat die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfreihenfolge festgelegt und bereits einige Male nachjustiert. Damit ist die berufliche Indikation für die Priorität der Impfreihenfolge geklärt. Die Kommunen haben da keinerlei Einfluss drauf – und das ist gut so." Bei der Anmeldung über die Hotline werden die unterschiedlichen Berufsgruppen innerhalb der Impfberechtigung nicht gegeneinander abgewogen – ganz im Gegenteil: Die Warteliste wird nach Auskunft des Sozialministeriums chronologisch nach Eingang der Anmeldung geführt. Und dabei ist es ganz egal, ob jemand aufgrund seines Alters, seiner Vorerkrankungen oder seines Berufs impfberechtigt ist. Da die Terminsoftware den beruflichen Hintergrund nicht erfasst, kann dieser somit auch kein Grund für eine vermeintliche Ungleichbehandlung sein, wie sie jüngst von den Leiterinnen zweier Kindertagesstätten kritisiert wurde. Außerdem sind dem Jugendamt der Stadt Wilhelmshaven entgegen der Aussage der beiden bereits mehrere Kindertagesstätten bekannt, von denen das Personal geimpft worden ist. Ob Gruppenanmeldungen Nachteile gegenüber Einzelanmeldungen haben, entzieht sich der Kenntnis des Wilhelmshavener Impfzentrums. Denn alle Termine werden zentral vom Land vergeben. „Sicherlich haben aber Einzelanmeldungen den Vorteil, dass sie bei rechtzeitig abgesagten Terminen flexibler und dadurch schneller in freie Lücken nachrücken können", so der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Josef Schun. Er wird in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses über das Terminverfahren referieren, um die Abläufe und Zuständigkeiten zu erläutern.

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