Stadt Wilhelmshaven

21. Januar 2021

Impfstrategie des Landes fordert reichlich Geduld von Wilhelmshaven

Beim Thema Impfen ist in Wilhelmshaven weiterhin Geduld gefragt. Während in anderen Kommunen in Niedersachsen Anfang Februar bereits die Impfzentren geöffnet werden können, warten die Verantwortlichen in der Jadestadt nach wie vor auf die nächste Lieferung, um mit den mobilen Teams in den Alten- und Pflegeheimen weitermachen zu können. Zwar wird an diesem Wochenende der Lieferwagen aus dem Zentrallager erneut an der Güterstraße erwartet, er bringt aber „nur" die notwendige Zweit-Impfung für die 1.000 Personen, die Anfang Januar ihre Erst-Impfung erhalten hatten. Erst in der kommenden Woche sollen weitere 1.000 Impfdosen Wilhelmshaven erreichen. Dies ist allerdings aufgrund der aktuellen Impfstoffknappheit durch das Land nicht bestätigt.

„Bei rund 2.500 Bewohnern und Pflegekräften werden wir aber auch damit noch nicht alle impfwilligen Personen in den Einrichtungen bedienen können", dämmt Oberbürgermeister Carsten Feist die hohe Erwartungshaltung. „Da wir nur alle 23 Tage eine Lieferung vom Land erhalten werden, werden wir bis Ende Februar brauchen, bis wir die Personen mit der allerhöchsten Impf-Priorität geimpft haben werden. Erst danach haben Über-80-Jährige, die zuhause leben, überhaupt die Möglichkeit, für das Impfzentrum einen Termin zu erhalten." Das ist nicht nur für die Bevölkerung unbefriedigend, zumal das Land ab dem 28. Januar die telefonische Terminvergabe startet und darüber die Impf-Berechtigten auch in Wilhelmshaven bereits per Brief informiert hat. „Wer sich einen Termin für das Wilhelmshavener Impfzentrum geben lassen möchte, wird also vertröstet werden", führt der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Josef Schun, aus. „Wenn das Land seine bisherige Verteil-Strategie nicht ändert, wird die Terminvergabe nämlich voraussichtlich erst ab Mitte März möglich sein."

Feist kritisiert vor allem den Verteilschlüssel, mit dem das Land die Kommunen mit Impfstoff versorgt: „Die Bemessung erfolgt ausschließlich aufgrund der Einwohnerzahl. Dabei wird aber nicht berücksichtigt, wie viele Personen der ersten Impfgruppe in einer Kommune leben. Ein intelligenteres Verteil-System wäre deutlich gerechter." Im Vergleich mit anderen Städten habe Wilhelmshaven überdurchschnittlich viele Einwohner, die in Alten- und Pflegeheimen leben. Rund 6.500 der knapp 79.000 Einwohner sind 80 Jahre und älter. „Andere niedersächsische Städte sind bereits durch mit dem mobilen Impfen in den Einrichtungen und können somit ihre Impfzentren öffnen." Der Wilhelmshavener Oberbürgermeister befürchtet, dass es zu einer Art Impf-Tourismus kommen könnte: „Da die Impfberechtigten sich einen Termin für ein Impfzentrum ihrer Wahl geben lassen können, würde das den Bemühungen, die Bewegungen zwischen den Kommunen einzudämmen und so Ansteckungsradien örtlich zu begrenzen, ad absurdum führen." Er appelliert deswegen an die Impfberechtigten, sich noch weiter in Geduld zu üben, bis es auch in Wilhelmshaven losgeht.

Außerdem richtet der Oberbürgermeister einen weiteren Wunsch an die Bevölkerung: „Wir freuen uns über die große Impfbereitschaft, die wir in zahlreichen Anrufen, Mails und Briefen gemeldet bekommen. Wir bitten aber dringend von den Versuchen abzusehen, sich auf diese Weise einen Platz in der ersten Impfgruppe zu sichern." Die Entscheidung, welche Personengruppen wann dran sind, treffen weder der Wilhelmshavener Einsatzstab noch die Mitarbeitenden des Impfzentrums. „Die Reihenfolge der Impfberechtigten hat die Bundesregierung in einer Verordnung festgelegt. Und diese ist rechtlich bindend."

Bild: Gerade einmal 3 cm hoch sind die Flaschen, auf deren Lieferung deutschlandweit sehnsüchtig gewartet wird. In Wilhelmshaven muss man sich weiterhin in Geduld üben.


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