Stadt Wilhelmshaven

02. Januar 2020

Vortrag im Stadtarchiv über den besonderen Lebensweg von Robert de Taube

Der ganz besondere Lebensweg eines Juden aus Wilhelmshaven steht bei einem Vortrag im Stadtarchiv, Bremer Straße 78, im Mittelpunkt. Am Mittwoch, 15. Januar, ab 18 Uhr geht es um Robert de Taube (1896-1982). Wer den Scheitelpunkt der jüdischen Emanzipationsgeschichte in Wilhelmshaven und Umgebung sucht, wird ihn im Aufstieg der Familie de Taube finden. 1918 schien sie eine etablierte Größe in einer Marinestadt zu sein, die existenzielle Bedeutung für Wohl und Wehe des Kaiserreichs besaß. Sowohl Wohn- als auch Geschäftshaus der Kaufleute und Landwirte lagen mitten im Offiziersviertel der Stadt, gegenüber dem Marinestationsgebäude und dem Cologny-Denkmal. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die jüdische Familie de Taube diskriminiert, beraubt, ermordet oder in alle Welt vertrieben.
Nur Robert de Taube, der auf abenteuerliche Weise im Berliner Untergrund überlebt hatte, kehrte in seine Heimat am Jadebusen zurück. Seine Lebensgeschichte diktierte er 1971 einem Verwandten ins Mikrophon. Robert de Taube berichtet von der Pogromnacht 1938, der Verschleppung in das KZ Sachsenhausen, von den vergeblichen Bemühungen, ein rettendes Exilland zu finden, und vom Raub des Eigentums durch die Nationalsozialisten, die ihn 1940 von Wilhelmshaven nach Berlin vertrieben. Während die Deportationszüge nach Auschwitz rollten, nahm er sein Versteck auf den Straßen der Reichshauptstadt und in den Waggons der Stadtbahn. Er fuhr kreuz und quer durch Berlin, handelte mit Gemüse, Obst und Kleidung, arbeitete als Gärtner und wechselte ständig seinen nächtlichen Unterschlupf. Ohne mutige Unterstützer hätte er nicht überlebt.

Der Historiker Hartmut Peters hat die in Kentucky, USA, entdeckten Tonbänder jetzt ediert, wissenschaftlich kommentiert und unter dem Titel „Das offene Versteck" im Verlag Fuego (Bremen) veröffentlicht. In dem Vortrag am 15. Januar stellt er das Buch vor, gibt einen Einblick in seine Recherchen, die ihn in verschiedene Archive, aber auch in Berliner Stadtteile führten, und spielt einen Tonbandausschnitt vor.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kulturbüro sowie dem Stadtarchiv der Stadt Wilhelmshaven und dem GröschlerHaus Jever statt. Der Eintritt ist frei.

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