Stadt Wilhelmshaven

04. Juli 2021

TWWP: Stadt Wilhelmshaven stellt Projekt auf den Prüfstand

Der Rat der Stadt Wilhelmshaven wird in seiner nächsten Sitzung eine wichtige Entscheidung treffen müssen, denn die Kosten für den Bau des Trilateralen Weltnaturerbe Wattenmeer Partnerschaftszentrums (TWWP) sind nach aktualisiertem Planungsstand erneut deutlich gestiegen. Für die beteiligten Projektpartner – Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies, Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist, den Leiter der Nationalparkverwaltung Peter Südbeck sowie Deputy Executive Secretary Dr. Harald Marencic vom Common Wadden Sea Secretariat – ist aber klar: Das Projekt wird weitergeführt – zur Not in anderer Form.

Bislang nicht vorgesehene, aber notwendige technische Ausführungen für die Glasfassade, den sommerlichen Wärmeschutz sowie die Bunkerdecke sorgen für eine Kostensteigerung von 1,76 Millionen Euro. Auch wenn durch den Wegfall einer Wendeltreppe als gestalterisches Element diese Mehrkosten etwas reduziert werden können, ist ein anderer Kostentreiber zu berücksichtigen: Bauprojekte können aktuell konjunkturell bedingt bis zu 25 Prozent teurer als geplant werden. Somit rechnet der städtische Eigenbetrieb GGS, der als Bauherrin das Projekt seit 2016 federführend vorantreibt, einen Risikopuffer von rund 5,8 Millionen Euro dazu. Für die Gesamtkosten des TWWP-Gebäudes ohne Außenanlagen heißt das, dass sie sich nach neuesten Erkenntnissen auf 26,74 Millionen Euro belaufen können. Im Wirtschaftsplan von GGS vorgesehen sind bei zugesagten Fördermitteln von Bund und Land in Höhe von rund 9,45 Millionen Euro jedoch Kosten von 19,70 Millionen Euro.

„Wir stehen nach wie vor gemeinsam mit den beteiligten Partnern voll hinter dem Projekt und sind uns der internationalen Tragweite für die trilaterale Zusammenarbeit und die Sichtbarkeit des Weltnaturerbes bewusst. Die Kostensteigerungen können wir uns als Stadt für das TWWP in dieser Form jedoch schlichtweg nicht leisten", macht Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist deutlich. „Die Kommunalaufsicht hat uns bei der nun erfolgten Genehmigung unseres Doppelhaushalts sehr deutlich gesagt, dass keine weiteren Ausgaben akzeptiert werden." Deswegen schlägt die Verwaltung dem Rat vor, jetzt die Notbremse zu ziehen. Das beauftragte Architektenbüro sowie die Projekt-Fachplaner sollen aufgefordert werden, die Planung dem vorgegebenen Kostenrahmen von 19,70 Millionen Euro anzupassen. Dazu wird gegebenenfalls der Entwurf zu überdenken sein. Denkbar sei auch, zusätzliche Förderungen durch Bund und Land zu generieren.

Sollten diese Optionen aber nicht greifen, solle die Umsetzung des im Wettbewerb ausgewählten Entwurfs eingestellt werden, schlägt die Verwaltung dem Rat der Stadt Wilhelmshaven vor. Eine Absage an das Projekt der trilateralen Zusammenarbeit zum Wohle des Wattenmeers am Standort Wilhelmshaven solle das aber auf gar keinen Fall sein: „Uns liegt sehr viel daran, unserem Ruf als Hauptstadt des Wattenmeers weiterhin gerecht zu werden. Wir werden in dem Fall das gesamte Projekt neu denken und in enger Abstimmung mit dem Land Niedersachsen, der Nationalparkverwaltung und dem Common Wadden Sea Secretariat gemeinsam eine hervorragende Lösung finden – da bin ich mir sicher!"

Für Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies ist das Vorgehen der Stadt Wilhelmshaven ein „vernünftiger und richtiger" Schritt. „Ich weiß, dass den Verantwortlichen dieser Schritt sehr schwer fällt. Aber wir sehen landesweit, wie Kosten von Bauprojekten in die Höhe schießen. An diesem Punkt ist es darum wichtig, die Kostensituation und den Handlungsrahmen transparent zu machen, und nun für die weitere Entwurfsplanung des Gebäudes möglicherweise auch Alternativen zu bedenken. Das Projekt und seine Bedeutung sowie die konsequente Zielsetzung müssen auf jeden Fall umgesetzt werden, darum habe ich Bundesbauminister Horst Seehofer geschrieben und mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze gesprochen. Sie unterstützt uns in unserem Ziel. Das Weltnaturerbe hat einen großen Wert."
Deputy Executive Secretary Dr. Harald Marencic vom Common Wadden Sea Secretariat ergänzt: „Das Partnerschaftszentrum ist für die zukünftige Arbeit zum Schutz und Erhalt des Weltnaturerbes Wattenmeer von wesentlicher Bedeutung. Das Zentrum stärkt aber auch das internationale Profil Wilhelmshavens als zentraler Standort der trilateralen Zusammenarbeit und als Wissenschaftsstandort."

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